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DIE BERGPREDIGT

Hinter­gründe und Botschaft
der Bergpredigt

Hintergrund

Die Bergpredigt steht in der Bibel und findet sich am Anfang des Neuen Testaments (NT) im Mätthaus-Evangelium (Mt.). Diese Anordnung lässt auf die besondere Bedeutung dieses Textes für die frühe Kirche schließen. Die Bergpredigt kann als programmatische Eröffnung des Neuen Testaments insgesamt verstanden werden.

Warum sie Bergpredigt genannt wird, erschließt sich aus den Einleitungssätzen:

„Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie.“

Nach dem Stand der gegenwärtigen Forschung wurde die Bergpredigt zwischen 70 und 80 n. Chr. in griechischer Sprache verfasst. Es spricht viel dafür, dass ihr Inhalt in weiten Teilen tatsächlich auf den historischen Jesus zurückgeht. Der Berg ist nach jüdischem Verständnis ein Ort der Gottesoffenbarung. So wie Mose die Zehn Gebote auf dem Berg Sinai empfangen hat, verkündet nun Jesus seine Lehre ebenfalls von einem Berg. Dass seinen Worten göttliche Autorität zugesprochen wird, zeigt auch das Ende der Bergpredigt:

„Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.“

Die Bergpedigt/Bjergpraediken, Gemälde von Heinrich Bloch, Öl auf Kupfer, 1877

Quelle: The Museum of National History at Frederiksborg Castle/Foto: Hans Petersen

Blick auf den Berg der Seligpreisungen und die dort 1937 errichtete Kapelle. Auf diesem Berg, am Nordwestufer des Sees Genezareth, hält Jesus der Überlieferung nach die Bergpredigt.

Quelle: imago 0058004269

Skulptur der Bergpredigt auf dem Dach eines Anbaus der Kirche der Seligpreisungen.

Quelle: Katharina Jany

Die Bergpredigt wurzelt in der jüdischen Überlieferung. Sie ist kein Regelwerk oder Codex. Vielmehr vermittelt sie ethische Grundhaltungen wie Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und Wahrhaftigkeit. Sie mahnt, auf Reichtum zu verzichten, barmherzig zu sein, zu vergeben und sich mit seinem Gegner zu versöhnen. Sie zielt auf die innere Erneuerung des Menschen im Geist der Liebe. Ihre Ethik gipfelt im Gebot der Feindesliebe.

„Bergpredigt für heute“, Montage, 2022

Quelle: Ökumenischer AK Prenzlauer Berg/Richard Voss

Die Bergpredigt, leicht gekürzte Audiofassung gelesen von Michael Putschli, Schauspieler

Botschaften der Bergpredigt

In den Seligpreisungen weist Jesus einen Weg zum Glück, der den gängigen Vorstellungen widerspricht. Das griechische Wort für „selig“ (μακάριος) kann auch mit „glücklich“ übersetzt werden.

„Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.

Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.

Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.

Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.

Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.

Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.

Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.“ (Mt 5,3–13)

„Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.“

„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.“ (Mt 5,38–42)

„Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.“ (Mt 5,23–24)

„Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist.“ (Mt 5,25)

„So sollt ihr beten. Unser Vater im Himmel, (…) erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. (…) Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“ (Mt 6,12;14;15)

„Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“ (Mt 5,9)

„Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.“ (Mt 5,44–45)

„Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.“ (Mt 5,7)

„Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.“ (Mt 5,42)

„Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.“ (Mt 6,3)

„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.“ (Mt 7,1–2)

„Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ (Mt 5,3)

„Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen.“ (Mt 6,1)

„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein, alles andere stammt vom Bösen.“ (Mt 5,37)

„Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Mt 6,19–21)

„Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Mt 7,12)

Diese Forderung wird als Goldene Regel bezeichnet. Sie basiert auf dem Prinzip der Wechselseitigkeit. Der Mensch soll seine Mitmenschen so behandeln, wie er selbst behandelt werden möchte.

Diese Maxime liegt auch dem Gebot der Nächstenliebe („Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“) zugrunde. Es findet sich schon im Alten Testament (Lev 19,18) und wird von Jesus aufgegriffen (Mt 22,39).

Die Goldene Regel gibt es auch in anderen Kulturen und Religionen. Der katholische Schweizer Theologe Hans Küng (1928–2021), Mitbegründer der Stiftung Weltethos, stellt sie als Kern einer religionsübergreifenden Ethik heraus.

„Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.“ (Mt 7,7)

„Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. (…) Seht die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie.“ (Mt 6,25–26)

„Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? (…) Macht euch also keine Sorgen. (…) Euch aber muss es zuerst um sein (Gottes) Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.“ (Mt 6,27.31.11 )

Das Neue Testament

Als Neues Testament (NT) wird die Sammlung frühchristlicher Schriften bezeichnet, die in den ersten Jahrhunderten kirchlich anerkannt wurden. Das Neue Testament ist in griechischer Sprache verfasst und enthält vier Evangelien, die Apostelgeschichte, 21 Briefe und das apokalyptische Buch der Offenbarung.

Die Evangelien erzählen vom Leben und Wirken Jesu. Sie sind nach ihren mutmaßlichen Verfassern, den Evangelisten, benannt. Diese sind Matthäus (Mt), Markus (Mk), Lukas (Lk) und Johannes (Joh).

Zusammen mit der Heiligen Schrift des Judentums, christlich Altes oder Erstes Testament genannt, bildet das Neue Testament die Heilige Schrift des Christentums, die christliche Bibel. 

Christus als Weinstock, Ikone in der Kirche der zehn Aussätzigen im Dorf Burkin in Jenin/Westjordanland. Im aufgeschlagenen Buch stehen Sätze aus dem Johannesevangelium: „Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Reben. Mein Vater ist der Winzer. Wer in mir bleibt, bringt reiche Frucht.“ (Joh 15). An den Rebzweigen sind die zwölf Apostel mit Büchern oder Schriftrollen abgebildet.

Quelle: Katharina Jany

Anfang des Matthäus-Evangeliums auf Griechisch, des ersten Buches des Neuen Testaments

Quelle: Katharina Jany

Evangelium

Das griechische Wort Evangelium bedeutet „gute Botschaft“. Es bezeichnet ursprünglich den Botenlohn für die Überbringung einer Siegesnachricht vom Schlachtfeld. In römischer Zeit wird die Botschaft selbst, die Siegesbotschaft, als Evangelium bezeichnet.

Auch die Geburt eines Thronfolgers wird als Evangelium angekündigt, verstanden als Ausgangspunkt einer neuen Heilszeit (Augustus-Kult). Für das frühe Christentum spielt der Begriff Evangelium eine wichtige Rolle bei der Verkündigung von Lehre, Leben und Auferstehung des Jesus von Nazareth.

Vermutlich ist er als klarer Kontrast gedacht: Nicht das Heilsversprechen und die Siege der römischen Imperatoren bringen den Frieden, sondern Jesus Christus.

Jesus von Nazareth

Nach biblischer Überlieferung und historischer Rekonstruktion wächst Jesus als Sohn eines Zimmermanns im jüdischen Galiläa auf. Im Alter von etwa 30 Jahren verlässt er seine Heimatstadt Nazareth und zieht als Wanderprediger durch Galiläa und Judäa. Er predigt den Anbruch des Reiches Gottes, wendet sich den Armen und Ausgestoßenen zu und heilt Kranke. Er übt Kritik an Autoritäten und religiöser Praxis und erregt damit Anstoß. Um das Jahr 33 wird er durch Kreuzigung in Jerusalem hingerichtet.

Die Evangelien berichten, dass Jesus von den Toten auferstand. Nach christlichem Bekenntnis ist Jesus der Sohn Gottes.

Jesusbildnis von Rembrandt, um 1648

Quelle: Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz/Christoph Schmidt, CC BY-NC-SA

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